Mein größter Fehler am Kapitalmarkt: 15000 verzockt – Teil 1
Teil 1

Der verlockende Einstieg in den Rohölmarkt: Wie der Reiz des schnellen Gewinns mich zum riskanten Hebelhandel führte
Es war das Jahr 2015. Ich hatte gerade meinen Arbeitsplatz zu einer anderen Dienststelle gewechselt und fand mich in einem neuen Umfeld wieder, das mich irgendwie nicht wirklich forderte und mich daher auch nicht sonderlich interessierte. Nach der Eingewöhnungsphase machte sich schnell gewisse Langeweile und Unterforderung breit. Die ungenutzte Zeit begann mir auf die Nerven zu gehen. War es ein Fehler den Arbeitsplatz gewechselt zu haben? Ich brauchte etwas, das mich daneben sinnvoll beschäftigte – und so kam ich auf die Idee, mich auch intensiver mit dem Thema Geldanlage zu befassen.
Zu dieser Zeit war der Rohölmarkt ein heißes Thema. Wie genau ich darauf kam, weiß ich nicht mehr so ganz genau. In den Medien, auf Finanzforen, die ich zu dieser Zeit viel gelesen habe, und von „Experten“ wurde mit Öl-Geschäften der große Gewinn bei geringem Risiko prophezeit. Zumindest interpretierte ich das so als völliger Anfänger, der ich damals war.
Ich beobachtete den Markt. Die Preise schwankten, und es schien von der Seitenlinie aus, als ob jeder recht leicht den richtigen Einstiegszeitpunkt und natürlich auch den passenden Ausstiegspunkt finden könnte. Ich dachte mir: Warum nicht auch ein Stück vom Kuchen abbekommen? Wenn es so leicht ist, sollte ich nicht auch mein Glück versuchen und einsteigen? Schließlich war ich gerade auf der Suche nach einer spannenden und halbwegs sinnvollen Herausforderung. Diese Möglichkeit schien ja auch absolut einfach und sicher, und dazu hatte ich etwas Geld zur Verfügung. Also legte ich los.
Der verführerische Beginn: Wie gehebelte Zertifikate mich in den Bann zogen und die Gewinne lockten
Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass gehebelte Zertifikate genau das richtige Instrument für mich wären. Und ich glaubte auch allen Ernstes, das Produkt mit den gehebelten Zertifikaten und das ganze Finanz-System an der Börse verstanden zu haben.
Es ging los, zunächst mit kleinen Beträgen, das sogenannte „Spielgeld“. Was hatte ich auch zu verlieren? Zu meiner Überraschung lief es zunächst auch ziemlich gut. Nach einem Tag hatte ich 10 bis 15 % Gewinn gemacht. Das bestätigte mich darin, alles verstanden zu haben, und dass es sehr leicht war, auf diese Art und Weise einfach Geld nebenbei zu verdienen und dabei reich zu werden. Die Gewinne sprudelten, die Zahlen stiegen, das Konto wuchs, und die Freude – aber insbesondere der Adrenalinrausch – machte Lust auf mehr. Ich steigerte meine Einsätze, und mein Depot wuchs auf einen höheren vierstelligen Betrag.
Der verhängnisvolle Fehler
Mein Depot wuchs. Die Gewinne ebenfalls. Auch mein Selbstvertrauen nahm spürbar zu. Ich glaubte, den Markt nun wirklich zu verstehen. War es vielleicht doch so einfach? Anscheinend ja! Kaufen bei Tiefstand, verkaufen nach Kursanstieg – das schien zu funktionieren.
Donnerstags kamen die US-Rohöllagerzahlen. Jede Woche wartete ich gespannt auf diesen Moment. Denn sie konnten die Kurse in Minuten deutlich bewegen. Besonders mit Hebelprodukten wurde daraus ein mehrfacher Gewinn. Genau darin sah ich meine große Chance. Also setzte ich alles auf steigende Kurse. Zuerst nutzte ich einen Hebel von 2, dann 5 und schließlich 10.
Der Fehler war offensichtlich: Ich blendete das Risiko aus. Ich glaubte, die Entwicklung sei vorhersehbar. Die Lagerbestände würden fallen – so meine Annahme. Daher investierte ich nochmals. Diesmal mit hohem Einsatz. Und mit vollem Risiko.
Ein klassischer Fehler mit Ansage
Jeden Donnerstag kamen die US-Rohöllagerbestände. Es war ein mit Spannung erwarteter Termin. Schon Tage vorher fieberte ich darauf hin. Denn diese Zahlen konnten alles verändern. Innerhalb von Minuten bewegte sich der Kurs oft um mehrere Prozent. In beide Richtungen – nach oben oder unten. Besonders mit Hebelprodukten vervielfachten sich diese Bewegungen. Der Hebel multiplizierte den Gewinn – oder eben den Verlust.
Genau hier witterte ich meine „Chance“. Rückblickend war das ein schwerer Fehler. Denn ich blendete das Risiko nahezu komplett aus. Zuerst wählte ich einen Hebel von 2. Danach steigerte ich auf 5. Schließlich wagte ich sogar Hebel 10. Schon eine Bewegung von 2 % beim Basiswert bedeutete 20 % in meinem Depot. Dennoch dachte ich, alles im Griff zu haben.
Die Logik schien einfach. Der Markt folgte einer klaren Linie – so glaubte ich. Die Lagerbestände würden wohl sinken. Das bedeutete: mehr Nachfrage, weniger Angebot. Also rechnete ich mit steigenden Preisen. Ich setzte gezielt auf einen Anstieg. Und legte mutig nach. Diesmal mit einem sehr hohen Betrag. Und mit dem maximalen Hebel – volles Risiko.
Ein Fehler jagt den nächsten
Und tatsächlich: Der Kurs stieg sofort stark an. Mein Depot zeigte ein deutliches Plus. Ich fühlte mich wie ein Profi, der alles im Griff hat. Also kaufte ich nach. Wieder ein großes Paket – ohne zu zögern. Doch dann kam der Fehler: Ich hatte den Markt falsch eingeschätzt.
Plötzlich drehte sich alles. Der Ölpreis stürzte rasant ab. Völlig unerwartet fiel der Kurs in wenigen Minuten. Was war nur passiert? Ich verstand es nicht. Eigentlich hätte der Preis doch steigen müssen. Mein Depotwert schmolz dahin. Schnell setzte ich Verkaufsorder mit Limit.
Doch diese Orders griffen nicht mehr. Die Kurse waren bereits unter dem Limit. Ein Verkauf war damit unmöglich. Ich starrte wie erstarrt auf den Bildschirm. Mein Herz raste, meine Hände zitterten. Die Panik wuchs mit jeder Sekunde.
Was tun? Halten oder verkaufen? Ich konnte nicht mehr klar denken. In diversen Foren suchte ich nach Hilfe. Und fand dort angebliche Experten. Diese behaupteten: Der Ölpreis wird bald wieder steigen. Also hielt ich weiter durch. Doch rational war mein Handeln längst nicht mehr.
Die Situation war mir längst entglitten. Es ging plötzlich um richtig viel Geld. Für mich war das keine Spielerei mehr. Ich klammerte mich verzweifelt an die Aussagen der Community. Ein weiterer Fehler. Und ich spürte: Jetzt wird es ernst.
Der nächste schwere Fehler beim Nachkauf
Einige Minuten später schien sich der Kurs zu stabilisieren. Sogar ein kleiner Anstieg war erkennbar. Hatten die „Experten“ also recht? Es sah ganz danach aus. Ich glaubte an die Bodenbildung. Und genau das war mein nächster Fehler.
Ich wollte die Verluste ausgleichen. Der Plan: nachkaufen, um den Einstiegskurs zu senken. Also kaufte ich nochmals – diesmal deutlich mehr. Die Idee schien logisch: Den Kurs nutzen, um schneller in die Gewinnzone zu kommen. Doch der Markt machte mir einen Strich durch die Rechnung.
Statt einer Erholung ging es weiter bergab. Das Minus wurde immer größer. Erst 10 %, dann 20 %, bald über 30 %. Und diesmal war die Summe noch höher. Ich zitterte. Das war nicht mehr mein Spiel. Es war ein Albtraum.
In meinem Depot lagen nun Werte, die ich nie einsetzen wollte. Viel zu viel Kapital, viel zu riskant. Und ich konnte nichts mehr tun. So war es an diesem Tag: Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt – und verloren.
Doch damit war es nicht vorbei. In den folgenden Tagen wurde mein Handy zur Qual. Jede Kursbewegung ließ mein Herz rasen. Ich war gefangen. Selbst meine Familie merkte es sofort.
Ich war nicht mehr präsent. Körperlich anwesend, aber geistig völlig weg. Mein Fokus lag nur noch auf den Kursen. Auf der App. Auf dem Depot. Es war, als hätte mich die Börse komplett verschluckt.
Ich war abhängig geworden. Wie ein Süchtiger starrte ich ständig aufs Handy. Ich suchte verzweifelt nach Hoffnung. Nach irgendeinem Zeichen, dass es bald wieder besser wird. Doch dieser Fehler kostete mich mehr als nur Geld.
Der vielleicht wichtigste Fehler: Ich wartete zu lange
Man könnte sagen: Ich wollte nicht mehr. Nicht wegen des Geldes. Der finanzielle Schaden war zwar groß, aber verkraftbar. Es war „nur“ Geld – hart erspart, aber eben ersetzbar. Viel schlimmer war der seelische Zustand, in dem ich mich befand.
Ich war emotional wie betäubt. Fast wie ein Zombie. Ich konnte mich kaum noch freuen. Weder an meinen Hobbys noch an der Zeit mit den Kindern. Und genau das wollte ich nicht. Nicht für meine Familie – und auch nicht für mich selbst.
Also zog ich nach ein paar Tagen die Reißleine. Ich verkaufte. Der Verlust: rund 15.000 Euro. Die Papiere waren innerhalb weniger Sekunden aus dem Depot. Der Schaden war real – aber endlich sichtbar.
Meine Emotionen danach? Gemischt. Einerseits war ich wütend auf mich selbst. Andererseits war ich erleichtert. Ich fühlte mich befreit, nicht mehr im Griff der Märkte. Und ich war froh, wieder zu leben – fast so wie vorher.
Hebelprodukte: Gefährliche Finanzinstrumente mit psychologischen Fallstricken
Hebelprodukte bergen nicht nur finanzielle Risiken. Sie können auch zu erheblichen psychologischen Belastungen führen. Besonders für sicherheitsorientierte Anleger ist das Risiko hoch. Diese Produkte können zu einer großen mentalen Herausforderung werden. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung.
Der Reiz des schnellen Geldes: Warum Hebelprodukte so verführerisch sind
Als ich zum ersten Mal in Hebelprodukte investierte, war ich fasziniert. Die Idee, mit wenig Kapital große Summen zu bewegen, klang verlockend. Wer würde nicht gerne mit einem Hebel von 10, 20 oder 50 auf Kursbewegungen setzen? Die Versprechungen klangen zu schön, um wahr zu sein. Das Prinzip schien einfach: Antizipiere Kursbewegungen, positioniere dich richtig und nimm Gewinne mit.
Das unterschätzte Risiko: Mehr als nur Zahlen auf dem Bildschirm
Was ich jedoch unterschätzte, war das psychologische Risiko. Hebelprodukte verstärken nicht nur Gewinne, sondern auch Verluste. Und hier liegt die wahre Gefahr. Wenn das Kapital in Minuten oder Stunden dramatisch schrumpft, wird es real. Eine kleine Kursbewegung kann den Großteil des eingesetzten Kapitals vernichten. Es geht nicht nur um Kalkulation, sondern auch um Emotionen wie Gier, Angst und Selbstüberschätzung.
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