Mein größter Fehler am Kapitalmarkt: 15000 verzockt – Teil 2
Teil 2

Hier geht es nochmals zum 1. Teil des Artikels. Dort hatte ich beschrieben wie ich in kürzester Zeit durch Fehler viel Geld verloren hatte. An dieser Stelle möchte ich erklären was mit mir während dessen emotional passiert ist und was die psychologischen Hintergründe waren, die zu derartigem irrationalem Handeln geführt hatte.
Die psychologischen Fallen bei Hebelprodukten:
Rückblickend war mir klar. Ich bin eigentlich kein Spekulant. Ich mag es, meine Finanzen unter Kontrolle zu haben, Risiken abzuwägen und langfristig zu planen. Doch Hebelprodukte haben eine Eigendynamik, die einen unbewusst dazu bringt, Entscheidungen nicht mehr rational, sondern emotional zu treffen. Der schnelle Gewinn lockt, die Angst vor Verlusten lähmt. Selbst wenn man sich vornimmt, mit einem klaren Plan zu handeln, setzt oft die Psyche andere Prioritäten – und das kann fatal sein.
Die unterschätzte mentale Belastung beim Trading mit Hebel:
Ein weiteres Problem, das mir erst später bewusst wurde, ist der enorme psychische Druck, den gehebelte Positionen erzeugen können. Ein Investment in ETFs oder Anleihen lässt sich relativ entspannt verwalten – hier zählen langfristige Strategien und ein ruhiges Händchen. Bei Hebelprodukten sieht das ganz anders aus: Plötzlich kontrollieren die Märkte das eigene Befinden. Der Puls steigt, wenn der Kurs wackelt, die Gedanken kreisen um mögliche Gewinne oder Verluste, und die Emotionen übernehmen oft das Ruder.
Psychologische Fehler beim Traden: Gier, Kontrolle und Selbstüberschätzung
Psychologische Effekte wie Selbstüberschätzung und Kontrollillusion zählen zu den größten mentalen Fallstricken beim Handel mit Hebelprodukten. Der Mensch neigt dazu, eigene Erfolge sich selbst zuzuschreiben – und Misserfolge dem Pech. Diese kognitive Verzerrung kann Anleger in ein gefährliches Fahrwasser bringen, besonders bei spekulativen Hebelinstrumenten, bei denen Gewinn und Totalverlust oft nur Sekunden voneinander entfernt liegen.
Vom Glückspilz zum „Profi“: Ein klassischer Anfängerfehler
Ich war damals überzeugt, das „System“ verstanden zu haben. Nachdem einige Trades gut liefen, fühlte ich mich wie ein Profi. Es schien, als hätte ich den Markt durchschaut. Der schnelle Gewinn beflügelte mich. Es war schwer einzugestehen, dass es auch einfach Glück gewesen sein könnte. Schließlich waren es meine Entscheidungen und Analysen – also musste ich doch etwas richtig gemacht haben.
Doch dieses Gefühl der Kontrolle war eine gefährliche Illusion. Besonders in volatilen Märkten können kurzfristige Schwankungen große Auswirkungen haben. Egal, wie viel Erfahrung oder Wissen man hat. Statt vorsichtiger zu werden, wuchs meine Selbstüberschätzung. Ich wurde gieriger. Warum sich mit kleinen Gewinnen zufriedengeben, wenn ich mit einem höheren Hebel schneller wachsen konnte?
Der Wendepunkt – als aus Gier ein großer Fehler wurde
Die Euphorie wich schleichend der Hybris. Mit jedem Trade wurde ich mutiger, riskanter – und letztlich auch fahrlässiger. Ich begann, größere Summen einzusetzen. Wo ich früher noch Respekt vor dem Hebel hatte, verspürte ich nun fast so etwas wie Allmacht. Doch die Märkte sind unbarmherzig. Und irgendwann erwischt es jeden, der glaubt, klüger zu sein als der Rest.
Ein einziger Trade – zu einem völlig falschen Zeitpunkt – reichte aus, um einen Großteil meines bisherigen „Erfolges“ in Sekunden zu vernichten. Ich versuchte, den Verlust mit einem Gegentrade zu kompensieren. Doch statt sich zu erholen, rutschte mein Depot tiefer in den roten Bereich. Binnen kurzer Zeit verlor ich mehrere Tausend Euro.
Klassischer Anlegerfehler: Verluste aussitzen statt stoppen
Ein großer psychologischer Trugschluss ist der sogenannte „Dispositionseffekt“: Verluste will man nicht realisieren, Gewinne aber sofort sichern. Auch ich hoffte darauf, dass sich der Kurs schon irgendwie erholen würde. Statt einen sauberen Schnitt zu machen und meine Verluste zu begrenzen, hielt ich an meinen Positionen fest – zu lange. Das Resultat: Mein Konto wurde praktisch ausgelöscht.
Ich hatte nicht nur Geld verloren, sondern auch mein Vertrauen in meine eigene Urteilsfähigkeit. Der Schmerz über den finanziellen Verlust war das eine – doch die Demütigung, sich selbst so maßlos überschätzt zu haben, wog fast noch schwerer.
Fehler im System – wenn Gier die Strategie verdrängt
Ich fing an, immer größere Beträge zu setzen, überzeugt davon, dass mein System funktionierte. Doch genau hier liegt die Gefahr: Mit steigenden Einsätzen wächst nicht nur das Gewinnpotenzial, sondern auch das Risiko eines heftigen Rückschlags. Rückblickend erkenne ich, wie irrational mein Verhalten war. Während ich mir anfangs noch strikte Regeln gesetzt hatte, begann ich sie immer öfter zu ignorieren. „Diesmal wird es klappen“, sagte ich mir. „Ich habe es doch die letzten Male auch geschafft.“ Und so wuchs nicht nur mein Einsatz, sondern auch mein Risiko.
Der größte Trading-Fehler: Verluste emotional ausgleichen wollen
Ein besonders gefährlicher Moment im Trading ist, wenn ein Verlusttrade eintritt, den man nicht akzeptieren will. Anstatt ihn zu realisieren und eine Pause einzulegen, war meine erste Reaktion: Ich muss das wieder reinholen. Ein fataler Denkfehler, der viele Trader in die Pleite treibt. Statt strategisch zu handeln, wird man emotional. Die Positionen werden noch größer gewählt, um den Verlust schnell wieder auszugleichen – und genau das führt in den Abgrund.
Dieser Mechanismus ist psychologisch erklärbar:
Unser Gehirn ist darauf programmiert, Belohnungen zu suchen und Verluste zu vermeiden. Die Aussicht auf schnellen Gewinn aktiviert das Belohnungssystem, während Verluste als psychologischer Schmerz empfunden werden. Der natürliche Impuls ist dann, irgendwie den Schaden rückgängig zu machen – und das endet oft in noch größeren Verlusten.
Heute weiß ich, dass meine frühen Erfolge nichts mit besonderem Können zu tun hatten. Sie waren einfach Zufall. Doch in dem Moment wollte ich das nicht wahrhaben. Gier und Selbstüberschätzung sind eine gefährliche Kombination, die einen dazu verleitet, immer höhere Risiken einzugehen. Wer langfristig erfolgreich sein will, muss sich genau davor schützen – und bereit sein, sich selbst und seine Entscheidungen kritisch zu hinterfragen.
Der teure Fehler der Verlustaversion: Warum Loslassen so schwerfällt
Verlustaversion:
Der Irrglaube an die Wende. Verluste tun doppelt so weh, wie Gewinne Freude bereiten – das ist ein bewiesenes Phänomen in der Verhaltensökonomie. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Verluste um jeden Preis zu vermeiden, und genau das führt an der Börse oft zu irrationalen Entscheidungen. Besonders im Handel mit Hebelprodukten kann diese Verlustaversion dazu führen, dass man an schlechten Positionen festhält, statt sie rechtzeitig zu schließen.
Ich habe mich oft dabei ertappt, Verluste nicht realisieren zu wollen. Ich redete mir ein, dass der Kurs sich schon wieder erholen würde. Schließlich hatte ich zuvor auch Phasen erlebt, in denen es kurz nach unten ging, bevor die Position wieder ins Plus drehte. Dieser Irrglaube an die Wende ist gefährlich. Statt eine klare Strategie zu haben und diszipliniert Stop-Loss-Orders zu setzen, saß ich auf Verlustpositionen und wartete – während sich die Verluste in meinem Depot immer weiter ausweiteten.
Der emotionale Fehler: Hoffen statt handeln
Rational wusste ich, dass es ein Fehler war, aber emotional konnte ich nicht loslassen. Es fühlte sich falsch an, eine Position mit Verlust zu verkaufen, denn dann wäre der Verlust real. Solange ich die Position hielt, bestand doch noch die Chance, dass sich alles wieder zum Guten wendete – oder etwa nicht?
Der Fehler des Festhaltens: Warum Hoffen keine Strategie ist
Dieses Verhalten wird auch als Dispositionseffekt bezeichnet: Trader neigen dazu, Gewinne zu schnell mitzunehmen – weil sie sich über den Erfolg freuen –, und Verluste auszusitzen, weil sie den Schmerz nicht akzeptieren wollen. Doch genau das ist der falsche Ansatz. Ein professioneller Anleger handelt nach Wahrscheinlichkeiten und Risiken, nicht nach Emotionen. Aber genau das ist leichter gesagt als getan.
Hoffnung statt System: Der stille Selbstbetrug
Mit jedem weiteren Prozent, das meine Position ins Minus rutschte, wuchs die Hoffnung auf eine Erholung. Ich schaute ständig auf den Kurs und suchte nach Signalen, die meine Hoffnung bestätigten. Ein kleiner grüner Balken im Chart – vielleicht ein Zeichen für die Trendwende? Eine Nachricht über das Unternehmen – vielleicht der Auslöser für eine Erholung?
Ich klammerte mich an jede noch so kleine positive Information, um mir selbst zu beweisen, dass es richtig war, an meiner Position festzuhalten.
Fehler im Risikomanagement: Wenn Wissen nicht vor Emotion schützt
Dabei hätte ich es besser wissen müssen. Ich hatte unzählige Artikel über Risikomanagement gelesen. Ich wusste, dass erfolgreiche Trader Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen. Doch wenn man selbst in einer solchen Situation steckt, ist das etwas völlig anderes. Die Emotionen übernehmen die Kontrolle, und anstatt rational zu handeln, wird man zum Spieler, der auf das große Comeback hofft.
Das Problem bei Hebelprodukten: Die Zeit arbeitet gegen dich. Jeder Tag, jede Stunde im Verlust kostet Nerven – und oft auch bares Geld. Ich wollte nicht derjenige sein, der „zu früh“ verkauft, nur um dann zuzusehen, wie sich der Kurs plötzlich doch erholt.
Teurer Fehler: Hoffnung ersetzt keine Strategie
Diese Denkweise hat mich unnötig viel Geld gekostet. Wenn ich früher gelernt hätte, Verluste zu akzeptieren, hätte ich mir viele schlaflose Nächte erspart. Heute weiß ich:
Ein schlechter Trade wird nicht besser, nur weil ich ihn länger halte.
Wer langfristig erfolgreich sein will, muss bereit sein, konsequent Stopps zu setzen und sich von irrationaler Hoffnung zu verabschieden. Denn an der Börse überlebt nicht der Mutigste – sondern der Disziplinierteste.
Fehler durch FOMO: Wenn Angst das Handeln bestimmt:
Hebelprodukte leben von schnellen Bewegungen. Innerhalb weniger Minuten oder Stunden kann sich ein Kurs dramatisch verändern – nach oben oder nach unten. Diese Dynamik erzeugt das Gefühl, jetzt sofort handeln zu müssen. Wer zögert, so suggeriert das Bauchgefühl, verliert – oder verpasst eine riesige Gelegenheit.
Besonders in Phasen starker Kursanstiege verspürt man den Drang, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Es scheint, als gäbe es nur Gewinner – und wer nicht dabei ist, hat offenbar etwas falsch gemacht. Diese Denkweise ist brandgefährlich und führt zu klassischen Einstiegsfehlern, die man später bitter bereut.
Rückblick: Mein Fehler war, den Hype nicht zu hinterfragen
Auch ich bin dieser Illusion erlegen. Ich sah die Kurse steigen, die Stimmung war euphorisch – und ich fühlte mich, als müsste ich sofort handeln. In Foren und sozialen Medien wurden Gewinne gefeiert, als wäre es das Normalste der Welt. Die innere Stimme sagte: „Wenn du jetzt nicht einsteigst, verpasst du die Chance deines Lebens!“
Diese Angst, etwas zu verpassen – Fear of Missing Out (FOMO) – ist ein mächtiger psychologischer Mechanismus. Er führt dazu, dass man unüberlegt Positionen eröffnet, ohne gründlich zu analysieren oder das Risiko angemessen einzuschätzen. Genau hier entsteht der nächste gravierende Fehler: Man handelt nicht mehr strategisch, sondern impulsiv – und oft gegen jede Vernunft.
Der teuerste Fehler: Kaufen aus Angst, nicht aus Überzeugung
Also bin ich eingestiegen. Nicht, weil es mein System vorsah oder weil eine fundierte Analyse grünes Licht gegeben hätte – sondern weil ich emotional reagierte. Die Kurse stiegen, alles sah nach einem Selbstläufer aus, und ich wollte nicht der Einzige sein, der draußen blieb. Doch genau hier liegt der Kardinalfehler. Ich kaufte nicht auf Basis einer durchdachten Strategie, sondern aus einem Bauchgefühl heraus, genährt von Hype und Hoffnung. Das ist kein Investieren – das ist Zocken.
Der Markt dreht – und du bist der Letzte im Spiel
Kaum war ich investiert, drehte der Kurs. Die Dynamik, die mich zum Einstieg verleitet hatte, war plötzlich verschwunden. Während die ersten schon Gewinne realisierten, saß ich mit einem Minus im Depot. In Panik verkaufte ich wieder – zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Ich war nicht der Gewinner. Ich war die Liquiditätsquelle für andere.
So funktioniert FOMO: Man kauft zu spät und verkauft zu früh. Dieses Muster ist einer der häufigsten Fehler im Trading mit Hebelprodukten, denn hier reichen kleine Kursbewegungen, um massive Verluste zu erzeugen. Wer ohne Strategie handelt, ist der ideale Kontrahent für Profis – und bezahlt am Ende die Zeche.
Lernen aus Fehlern: Warum Geduld der beste Trade ist
Mir wurde mit der Zeit klar: Erfolgreiches Trading ist kein Wettlauf, sondern das Ergebnis konsequenter Vorbereitung, klarer Regeln und mentaler Stärke. Die besten Trader rennen nicht dem Markt hinterher. Sie warten – auf ihr Setup, ihre Gelegenheit, ihre Bedingung. Disziplin schlägt Impuls. Strategie schlägt Emotion.
Ich war lange das Gegenteil davon. Und ich habe den Preis bezahlt – mit Verlusten, Selbstzweifeln und Stress. Heute weiß ich: Wenn mich FOMO packt, ist es Zeit, einen Schritt zurückzutreten. Ich stelle mir bewusst die Frage:
„Würde ich diese Position auch eingehen, wenn ich den vorherigen Kursverlauf nicht gesehen hätte?“
Und oft lautet die ehrliche Antwort: Nein.
Emotionen erkennen – und systematisch ausschalten
Mit der Zeit wurde mir klar: Erfolgreiches Trading ist kein Wettlauf. Es geht nicht darum, jedem Markttrend hinterherzulaufen. Es geht darum, geduldig auf die richtigen Setups zu warten. Disziplin und Geduld sind die wahren Erfolgsfaktoren.
Früher war ich anders. Ich eilte jedem Trend hinterher. Und das hat mich teuer zu stehen kommen lassen. Heute weiß ich: Wenn mich FOMO packt, trete ich einen Schritt zurück. Ich stelle mir dann eine Frage:
„Würde ich diesen Trade auch eingehen, wenn ich den vorherigen Kurs nicht gesehen hätte?“
Die ehrliche Antwort ist oft: Nein.
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